Stell dir vor, du sitzt in einem selbstfahrenden Auto und genießt die Fahrt. Plötzlich tauchen vor dir zwei Fußgänger auf, die bei Rot über die Straße gehen. Das Auto hat keine Zeit mehr zu bremsen. Es muss eine Entscheidung treffen: Fährt es weiter und überfährt die Fußgänger oder weicht es aus und fährt gegen einen Baum, wobei du schwer verletzt oder getötet wirst?
Was würdest du tun? Was sollte das Auto tun? Wer ist verantwortlich für diese Entscheidung?
Dieses moralische Dilemma ist kein Science-Fiction-Szenario, sondern eine reale Herausforderung für die Entwicklung und den Einsatz von autonomen Fahrzeugen. Diese Fahrzeuge sollen den Verkehr sicherer, effizienter und komfortabler machen, aber sie müssen auch ethische Fragen beantworten, die sich aus ihrem Handeln ergeben.
Wie sollen autonome Fahrzeuge programmiert werden, um in solchen Situationen zu reagieren? Sollen sie das Leben ihrer Insassen schützen oder das Leben anderer Verkehrsteilnehmer? Sollen sie zwischen verschiedenen Opfern unterscheiden, zum Beispiel nach Alter oder Geschlecht? (Gender-Alarm!) Vielleicht sollen sie die Präferenzen ihrer Fahrer berücksichtigen. Dann könnte man die Moral so wählen, wie heute den Sportmodus. Schalter-Einstellung „Oma übermangeln“… Nein, das wird wohl eher nicht so kommen. Hoffentlich.
Zurück zur Ernsthaftigkeit. Es gibt bei dem Thema echt viele Fragen, die nicht einfach zu beantworten sind. Sie hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Wahrscheinlichkeit und dem Ausmaß des Schadens, der Rechtslage, der Kultur und den Werten der Gesellschaft. Es gibt wahrscheinlich keine eindeutige Lösung, die allen gerecht wird. Denk nur mal an die Unterschiede zwischen Asien und Europa.
Aber was kann man tun? Das Problem steht ja vor der Tür.
Einige Forscher haben versucht, die Meinung der Öffentlichkeit zu diesen Fragen zu erfassen. Sie haben Online-Experimente durchgeführt, bei denen die Teilnehmer verschiedene Unfall-Szenarien bewerten sollten. Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Menschen eine moralische Präferenz für ein Fahrzeug haben, das versucht, die Zahl der Opfer zu minimieren. Sie bevorzugen auch ein Fahrzeug, das Frauen, Kinder oder Ärzte eher verschont als Männer, Alte oder Obdachlose.
Interessant ist auch, dass die meisten Menschen zwar ein moralisches Fahrzeug wollen, aber nicht unbedingt eines kaufen würden. Sie haben Angst, dass sie selbst zum Opfer werden könnten oder dass sie rechtlich belangt werden könnten. Sie würden lieber ein Fahrzeug haben, das sie schützt. Oder ihnen die Wahl lässt – was im Grunde genommen als Antwort auf die Fragestellung keinen Sinn macht.
Das zeigt das moralische Dilemma des autonomen Fahrens: Wir wollen einerseits eine ethische Technologie haben, aber andererseits unsere eigene Sicherheit und Autonomie nicht aufgeben. Dafür werden wir einen offenen Dialog brauchen zwischen allen Beteiligten: Entwickler, Nutzer, Politiker, Ethiker und Juristen. Wir brauchen klare Regeln und Standards für die Programmierung und den Betrieb von autonomen Fahrzeugen. Wir brauchen auch eine ständige Überprüfung und Anpassung dieser Regeln an neue Situationen und Erkenntnisse.
Wir stehen vor einer großen Herausforderung, aber auch vor einer großen Chance. Autonome Fahrzeuge können unser Leben verbessern, wenn wir sie richtig gestalten. Dazu müssen wir uns aber auch fragen: Was für eine Gesellschaft wollen wir sein? Und vor allem sollten wir dabei eine Sache nicht außer Acht lassen.
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