Es ist an vielen Stellen schon über Avatar geschrieben worden. Technisch beeindruckend, unglaublich lang und erschreckend inhaltsleer könnte man als Fazit so nehmen. Eigentlich ist der Film ausdiskutiert. Und trotzdem gebe ich hier noch mal kurz meinen Senf dazu. Weniger wegen Avatar, mehr wegen dem Kino allgemein.

Avatar ist nur das jüngste und wahrscheinlich prominenteste Beispiel aus einer Reihe von Filmen, bei denen man sich fragen muss, warum sie eigentlich gedreht wurden. Und damit meine ich gar nicht so sehr die unzähligen Variationen der DC und Marvel Comics, die durch ihre erzählerische Leere den Zuschauer anöden. Da weiss man, das sind Fließband-Produktionen. Mir geht es eher um Filme wie „der Hobbit“, um die ein Hype geschaffen wird, wie um die Mondlandung anno 1969. Bei denen die Geschichte aber zugunsten von mehr oder weniger beeindruckenden 3D Effekten in den Hintergrund gerät.

Beim ersten Avatar war die Idee der blauen Wesen auf dem Waldplaneten noch unverbraucht und konnte zusammen mit den Effekten für große Augen sorgen. Beim zweiten Teil fehlt dieser Aha-Effekt völlig. Trotz der schönen Kulisse und tollen Unterwasser-Aufnahmen wird dem Zuschauer in den ersten 30 Minuten klar, dass es keine richtige Story gibt. Und dann muss er noch zweieinhalb Stunden die Zeit absitzen.

Genau deswegen schreibe ich über Avatar. Weil dieser Film etwas in mir ausgelöst hat, das ich als bekennender Film-Fan und Nachfahre eines Kino-Betreibers so nicht für möglich gehalten hätte. Nach 194 Minuten bin ich aus meinem Kinosessel aufgestanden, habe die 3D Brille abgenommen und hatte dieses Gefühl, dass Kino sich einfach nicht mehr lohnt.

Klar, wie jeder von uns habe ich in der Vergangenheit bessere und schlechtere Filme im Kino gesehen. Das ist ja normal und das meine ich nicht. Es geht mir um diesen gedanklichen „Point of no Return“. Wenn man den Saal verlässt und sich denkt: Das brauche ich nicht noch mal. Jedenfalls nicht zu dem Preis.

Ja, es geht ums Geld. Genauer gesagt, um das Gefühl, dass sich die Ausgabe gelohnt hat. Für drei Personen zahlt man im Kino mit Popcorn, Pepsi und Parkhaus knapp 100,- Euro. Da möchte ich was geboten bekommen. Einen gelungenen Abend erleben. Ich möchte gut unterhalten werden. Mindestens.

Genau das leistet Kino einfach nicht mehr. Das hat Avatar mir in 3D vor Augen geführt. Dieses Gefühl, den Film im Kino gesehen haben zu müssen, weil der einfach auf die große Leinwand gehört. Das hat sich bei mir überhaupt nicht eingestellt. Und bei anderen Leuten, die ich dazu gesprochen habe, anscheinend auch nicht. Denn auch im Freundeskreis fällt das Urteil ähnlich aus. 100,- bis 150,- Euro für einen Kinobesuch ausgeben, das lohnt sich einfach nicht mehr.

Wie es aussieht ist Kino einer der Verlierer unserer Zeit. Das Leben ist teuer geworden. Streaming Anbieter zeigen hochwertige Eigenproduktionen. Und technisch kann es der heimische OLED TV in 85“ plus Soundbar inzwischen durchaus mit dem Kinosaal aufnehmen. Ein gut erzählter Avatar in 3D hätte beweisen können, dass sich Kino noch lohnt. So aber hat der Film nur eines bewiesen:

Wenn du keinen guten Content hast, nützt die beste Technik dir nichts…


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