Was haben schlechte Bücher und schlechte Manager gemeinsam? Der Inhalt hält nicht, was der Titel verspricht. Und warum erzähle ich dir das? Weil ich mich häufiger (wieder) bei LinkedIn rumtreibe und mir auffällt, wie komplett abgedreht inzwischen offensichtlich die Jobtitel geworden sind.

Erste Kategorie: Vollkommen nichtssagende Jobtitel. Mein Lieblingsbeispiel ist der „Customer Happiness Manager“. Was der oder die in einem Bordell für Aufgaben hat, kann man sich ja noch ungefähr vorstellen. Aber in einer Programmier-Bude? Vielleicht macht der sowas ähnliches wie der „Customer Success Manager“ weil glücklich sein und Erfolg haben für den Kunden ja auch irgendwie zusammen passt. Oder? Vielleicht bedeutet der Jobtitel Happiness Manager auch, dass die Person immer frische Blumen in den Besprechungsraum stellt.

Zweite Kategorie: Hauptsache der Jobtitel klingt modern. Englisch, äh.. sorry english, ohne c natürlich, ist ja eh schon gesetzt, wenn es um Jobtitel geht. Das bekannteste Beispiel: „Facility Manager“ entsprechend schon ein alter Hut. Wahrschenilich ist das sogar so eine Art Jobtitel Null, wie in Patient Null. Mit dem fing das Bullshit Bingo der modernen Jobtitel wahrscheinlich an. Und heute sind wir an einer Stelle, da ist das, was man in der Verwaltung noch „Personal-Sachbearbeiterin“ nannte, und was in Konzernen unter dem Titel „HR“ herumwuselt, die „People and Culture Person“. Das klingt sooooo viel moderner und ist auch gendermässig korrekt. Ein bisschen erinnert es sogar an People of Color und gibt dem Abschluss an der privaten Bielefelder Wirtschafts-Fachschule sowas von „united we stand“. Toll.

Und damit sind wir auch schon bei Jobtitel Kategorie Nummer drei. Der besten, wie ich finde. Denn es gibt diese Jobtitel wirklich. Und wir haben gelernt, dass sie etwas bedeuten: die C-Level Jobtitel. Du weisst schon: CFO, CMO und natürlich CEO. Das sind die großen Namen, Konzernlenker, die Speerspitze unserer Wirtschaft, geballte Erfahrung, alte weiße Männer in grauen Anzügen. Die Typen, vor denen Momo sich lieber versteckt. Und mit denen Christian Lindner sich andauernd fotografieren lassen will.

Ha! Denkste. Die C-Level Leute, die ich meine, die sind höchstens Anfang 30 und nicht selten ist das ihr erster richtiger Job nach Studium und diversen unbezahlten Praktiumsstellen. Da kommen irgendwelche Grünschnäbel und haben Chief Marketing Officer auf der Visitenkarte stehen. Klingt super, wenn man mal einen Moment ausblendet, dass gerade mal acht Leute in dem Startup beschäftigt sind und es eigentlich keine Marketingabteilung gibt. Abgesehen von dem CMO natürlich, bei dem alle Fäden zusammenlaufen, seine Fäden, der Faden, was auch immer.

Ja, ich habe es selber neulich gesehen. In einem Startup, bei dem gerade mal ein Dutzend Leute angestellt sind, von denen kaum einer über 30 ist. Da gibt es CEO, CMO, CTO und CFO. Wie lächerlich geht es bitte noch? Kann man sich selbst noch ernst nehmen, wenn als Jobtitel CEO auf der Visitenkarte steht und alle Mitarbeiter des Unternehmens bequem Platz am Tisch in einem Steht-imbiss haben?

Ich denke nicht.


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