Als sie das Internet erschufen, erschufen sie die Möglichkeit, dass jeder eine Stimme bekam. Und sie sahen, dass es gut war. Naja, zumindest dachten sie das. Wir sehen das heute etwas anders. Vor allem wahrscheinlich einer von uns: Rainer Winkler, den halb Deutschland inzwischen als Drachenlord kennt.

Du kennst den Drachenlord nicht? Ok. Die Geschichte ist schnell erzählt. Ein anscheinend nicht sonderlich schlauer Typ macht nicht sonderlich schlaue Videos auf Youtube. Das war 2012 oder so. Irgendwie wird er gefunden und innerhalb von ein paar Jahren zu DER Hassfigur des deutschsprachigen Internets. Bis die Sache eskaliert. Die Folge: Ein total versautes Leben, tausende Einsatzstunden der Polizei, Verletzte, Verhandlungen und sogar Haftstrafen. Es ist der pure Wahnsinn.

Die ganze Geschichte des Drachenlords findest du hier als Podcast Cui Bono: Wer hat Angst vorm Drachenlord. Klare Hör-Empfehlung!

Im Podcast wird viel analysiert und bilanziert. Und auch mal mit einem Augenzwinkern kommentiert. Das ist eine der Stimmen, die zurecht in diesem Internet zu Wort kommen. Aber leider sind die anderen Stimmen so viel lauter. Auf Facebook zum Beispiel. Da habe ich in den letzten Jahren verschiedene Unternehmen begleitet und gelesen, was Menschen dort schreiben. Aus der Erfahrung heraus kann ich sagen:

Die Stimme des Volkes ist laut, ungerecht, verletzend und hat große Probleme mit Rechtschreibung.

Wie dem Drachenlord geht es fast allen größeren Social Media Accounts. Hass-Botschaften, Pöbelei und Beleidigungen sind an der Tagesordnung. Und damit meine ich nicht das, was man 2018 als Shitstorm bezeichnete. Ich meine die Shitflut, die in täglichen Dosen durchs Netz wabert. Völlig grundlose Beleidigungen, geschrieben von gelangweilten Unbekannten, die mit ihrem Leben nichts besseres anzufangen wissen, als wahllos ihren Frust und Selbsthass auf andere zu projizieren.

Was stimmt nicht mit euch da draußen? Warum seid ihr so wütend? Auf den Drachenlord, die Schminktusse, das Mineralwasser und die Tiefkühlpizza. Fragt euch mal, was in eurem Leben nicht stimmt. Und hört damit auf, andere in den Dreck zu ziehen. Das ist nicht in Ordnung!

Lass uns was gegen den Hass tun. Damit dieses Netz wieder etwas netter wird.

Das dachte sich übrigens auch Youtube. Und hat den Account vom Drachenlord im August 2022 gesperrt. Auf Lebenszeit. Rainer Winkler darf nicht mehr auf Youtube sein. Und verliert damit das einzig Gute, was ihm die Odyssee gebracht hat: sein Einkommen. Denn der ehemalige Sonderschüler und zweifelhafte Videostar Drachenlord hat gelebt von seinen Hatern. Von mehr als 10.000.000 Views seiner Videos. Von mehreren Hunderttausend Abos seines Kanals. Youtube war nicht nur emotional sein Leben. Youtube hat auch dafür gesorgt, dass der Drachenlord Geld verdient.

Damit ist jetzt Schluss. Für den Drachenlord.

Die Hater verdienen weiter. Mit ihren unzähligen Videos. Über den Drachenlord.

Und was tut Youtube? Youtube verdient weiter mit. Am Drachenlord.


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