Langsam überschlagen sich die Ereignisse. Aus allen Richtungen füllt sich die Filter-Bubble mit Meldungen über künstliche Intelligenz. Microsoft hat die neuen Funktionen für Bing und Edge Browser bereits vorgestellt, von Google erwarten wir stündlich eine ähnliche Präsentation. Und dann gibt es ja auch noch Baidu. Bai..was?

Baidu! Das ist sozusagen das Asien Google. Übrigens die Nr.3 unter den am häufigsten besuchten Websites der Welt. Die Nummer DREI..!! Da sieht man mal, wie wenig wir Europäer die Asiaten auf dem Schirm haben. Oder wusstest du das?

Baidu hat jedenfalls ein eigenes ChatGPT gebaut. Diese künstliche Intelligenz nennen sie Ernie. Und Google hat ein eigenes ChatGPT gebaut. Diese künstliche Intelligenz nennen sie Bard. Haha.. Ernie und Bard. So, jetzt sind die Begriffe geklärt, der Ernie & Bert Witz ist gemacht und wir können uns endlich ein paar interessanteren Überlegungen widmen.

Gestern haben wir schon einen Vorgeschmack darauf bekommen, wie Bing Suche und Edge Browser zukünftig mitdenken werden. Das wird aktuell in allen Medien ausreichend besprochen. Deswegen gehe ich hier jetzt nicht im Detail darauf ein, wie künstliche Intelligenz für Microsoft funktionieren soll, sondern warte erst einmal ab, bis ich selber ausreichend mit den neuen Möglichkeiten auf deutsch rumgespielt habe. Nur so viel sei gesagt – In der Präsentation sah Bing schon ziemlich clever aus und es war eine Sache klar erkennbar: die Suche wird stärker zum Dialog mit der künstlichen Intelligenz werden. Zumindest bei Bing. Da drängt sich die Frage auf: wie könnte das bei Google aussehen?

Google und künstliche Intelligenz – eine mächtige Kombination.

Der Suchmaschinen-Riese hat schon früh mit dem Thema KI geliebäugelt, aber wahrscheinlich hat dann irgendein Praktikant gefragt, wie man noch drei Werbe-Ergebnisse vor den echten Treffern einblenden will, wenn es nur noch eine Antwort auf die Suchanfrage gibt. Stichwort: Geschäftsmodell im Eimer. Also hat man auf die Bremse getreten. Jetzt kommt man allerdings in Zugzwang, was die Frage aufwirft: Wie will Google mit einer superschlauen Suche dank künstlicher Intelligenz noch Geld verdienen?

Entweder bekommen wir bald auf unsere Fragen so Antworten wie: „Das beste Rezept für Rührei lautet: Eier rühren und in der Pfanne brutzeln. Aber kennst du schon den Thermomix? Der kann 16 Sorten Rührei für dich herstellen. Und mit dem Code Eigelb bekommst du 15% auf dein erstes Frühstück..“

Oder uns erwartet eine omnischlaue künstliche Intelligenz, die unsere kompletten Google Daten einbezieht. Dann rät sie dir, doch erstmal frische Eier zu kaufen in dem Supermarkt, zu dem du in den letzten 12 Monaten jeden Dienstag und Donnerstag gefahren bist. Oder gleich Oma anzurufen. Du hast ja immerhin vier Fotos in deinen Alben, auf denen Oma in der Küche zu sehen ist. Aber eigentlich solltest du gar keine Eier essen. Deine Fitness Uhr sagt nämlich, du bewegst dich zu wenig und du wartest schon ewig auf den Termin beim Kardiologen. Oder so ähnlich. Gruselig.

Nicht gruselig genug? Dann lass uns noch einmal kurz zu Microsoft zurückgehen und überlegen, wie man dort die künstliche Intelligenz noch besser einsetzen könnte.

Was passiert, wenn Microsoft die künstliche Intelligenz in seine Office Software reinhaut? Damit der Umgang mit Excel, Powerpoint und so noch leichter wird. (Offizieller Grund) Das ist super hilfreich. Und auch super harmlos. Oder? Naja, darüber kann man geteilter Meinung sein. Denn Microsoft hat auch etwas von dir. Etwas sehr privates. Deine Dokumente und Mails.

Microsoft ist zwar nicht unbedingt als Datenkrake bekannt, zumindest nicht so wie Google oder Meta. Aber lass uns mal einen Augenblick weiterspinnen, was passiert, wenn die künstliche Intelligenz in MS Office ihr volles Potential ausschöpft. Dann könnte Kommunikation bald so aussehen:

Dein Chef schreibt dir eine Mail. Er möchte die Quartalsergebnisse mit Bewertung für ein Meeting. Die künstliche Intelligenz liest die Mail in Outlook, zieht sich die Ergebnisse aus Excel, erstellt daraus eine Power Point Präsentation, ergänzt die Präse mit persönlichen Anmerkungen, deren Sprachstil zu dem aus deinen Mails und Word Dokumenten passt. Das fertige Dokument wird als Anhang mit einem teams Termin verschickt.

Dein Anteil an diesen Vorgängen: Null.

Also irgendwie… klingt das nur im ersten Moment ganz cool. Und dann ist da ja noch Ernie. Aber über den Knaben reden wir ein anderes Mal…


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