Nur noch eine Runde. Nur noch fünf Minuten. Nur noch das Level zu Ende. Das sind die Sätze, die aus Kinderzimmern immer wieder zu hören sind, wenn Erwachsene denken, dass es Zeit ist, die Konsole abzuschalten und mal die Nase an die Luft zu halten. Aber was ist, wenn dein Kind ein Gamer ist? Ich meine, so richtig ernsthaft.
Gamer, das sind mehrheitlich Jungs so zwischen 15 und 25 Jahren, die im Grunde kein Leben haben. Für uns, die wir noch ohne Smartphone aufgewachsen sind, ist das kaum vorstellbar, aber für die Generation der Nullerjahre ist es eine echte Alternative zum Fußball oder Volleyball. Das Online Gaming.
Sie sitzen am Rechner oder der Konsole. Stundenlang, Tagelang. Nächtelang. Manchmal 24 Stunden am Stück. Oder das ganze Wochenende. Und einige von ihnen sind so gut darin, dass sie echte Turniere spielen, mit echten Pokalen und vor allem mit echten Preisgeldern. Genau wie Fußball-Profis oder Leichtathleten, Nur sehen sie oft nicht so aus, wie Sportler.
Sie sehen aus wie Gamer. Schlechte Haut, Übergewicht, Pottschnitt, gerne auch Brille… Ha! Das dachtest du wirklich, oder? Aber so ist es nicht (immer). Viele professionelle Gamer trainieren auch ihren Körper, achten auf ihre Ernährung und wenn sie in einem Profi-Team spielen, haben sie sogar Physiotherapeuten, Personal Trainer und einen Koch. Denn wer digital mithalten will, der muss physisch fit sein. Besonders wenn es um Shooter geht. Reflexe sind da alles.
Und da kommt die nächste Parallele zu Sportlern. Um so älter du wirst, desto schlechter spielst du auch. Das ist ein natürlicher Prozess. Ein 35-jähriger hat nicht die Reflexe eines 18-jährigen. Genau wie Fußballer müssen auch Gamer zusehen, in jungen Jahren ordentlich zu performen, damit man mit 40 nicht unter der Brücke landet.
Zum Glück gibt es das Streaming. Viele Pro Gamer nutzen diese Möglichkeit und wechseln nach der aktiven Karriere zu Youtube oder Twitch. Dort unterhalten sie die Community mit Spiel Sessions und lassen sich dafür von Sponsoren und Fans bezahlen. Für viele ein einträglicher Job. Einnahmen im sechsstelligen Bereich kommen vor. Pro Monat wohlgemerkt.
Aber bevor du deinen Nachwuchs jetzt an den Controller klebst, solltest du vielleicht noch eine Sache wissen: Gamer sind unfassbar abhängig von der Games Industrie.
Das unterscheidet Gamer von Fußballern. Die Wahrscheinlichkeit, dass es im nächsten Jahr keine Bundesliga mehr gibt, dürfte gering sein. Beim Gaming kann das vorkommen. Sei es aus technischen Gründen oder weil ein anderer Titel in den Fokus rückt. Und dann ist die Karriere schneller aus, als man denkt. Der Titel fliegt aus den Ligen, die Youtube Videos werden nicht mehr geschaut. Und die Karriere endet.
Was dann bleibt, ist ein Endzwanziger, der seine besten Jahre „verspielt“ hat. Disko, Freundin, Kumpels. Das alles verpassen Gamer. Sie sind Stars in der Szene, aber Nobodies im echten Leben. Hatten Fans auf der ganzen Welt, aber kennen niemanden in ihrer Nachbarschaft. Sie sind keine Beckhams, Müllers oder Ronaldos. Sie sind soziale Randerscheinungen, die aus dem Kinderzimmer den Weg ins Leben finden müssen.
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