Frauen an den Herd! Kennst du das noch? Haben mal irgendwelche Typen gebrüllt. Damals, als es ein paar Frauen gab, die gerne selber arbeiten wollten. Und das, ohne die Erlaubnis ihres Ehemanns vorzeigen zu müssen. Ja, diese Zeiten gab es. Und sie sind vorbei. Heute sind alle Frauen stark, arbeiten in Führungsetagen und wollen ihre eigene Karriere machen… Alle Frauen? Nein! Es gibt ein Gruppe, die will das überhaupt gar nicht.

Sie nennen sich selbst „stay at home girlfriends“ und sie sind hart im Trend auf Social Media. Aber was machen die überhaupt? Im Grunde wenig. Zumindest wenn man moderne Kategorien wie Arbeit und Karriere ansetzt. Davon halten diese Mädels nämlich nix. Sie sind lieber zuhause. Oder im Gym. Oder auch in der Stadt, shoppen.

Ob die „stay at home girls“ eine feministische Katastrophe oder die Rückkehr der heimlichen weiblichen Herrschaft sind, diese Beurteilung überlasse ich anderen. Tatsächlich sollte man die Mädels nicht mit den Haufrauen der 50s vergleichen. Zwar geben sie sich manchmal den Anstrich und einige von ihnen kramen auch den Look der guten alten Zeit wieder raus. Aber eigentlich sind sie nicht bereit für das richtige Leben.

Sie wollen viel lieber Yoga und Fitness machen. Und Smoothies mixen. Und Rezepte nachkochen, die andere Influencer vorkochen. Das kennen sie schon. Das sehen sie jeden Tag in ihren iPhones. Nur leider geht das nicht, wenn man bei Netto an der Kasse sitzt. Oder in irgendeinem Dax Konzern als Assistentin der Geschäftsführung den ganzen Tag in Pumps und Pencilskirt durchs Büro tippelt.

Ist das also der Grund? Haben die jungen Damen einfach nur Bock darauf, ihre Freizeit zu genießen und nehmen dafür billigend in Kauf, zum Feierabend in Dessous das Bier zu servieren? Das glaube ich nicht.

Meine These dazu ist, es geht um Orientierung. Die fehlt vielen jungen Leuten heute. Jungs wie Mädels wissen nicht so recht, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen. Nach dem Abi stehen sie vor ihrem Leben, wie vor dem Start-Screen von Netflix. Gut ausgebildet und mit allen Möglichkeiten. Also allen. Das Leben bietet so unendlich viel Auswahl wie ein Streaming Portal. Und es passiert den jungen Leuten, was uns allen regelmässig mit Netflix passiert. Wir scrollen durchs Angebot und können uns nicht entscheiden.

Ich glaube, die „stay at home girls“ sind nur ein kleiner sichtbarer Funke eines Flächenbrandes der Orientierungslosigkeit. Eine kleine Gruppe, die als Ausweg aus dem Chaos für sich entschieden hat, sich einfach sagen zu lassen, was zu tun ist. Weil sie selber in dieser vernetzten Welt den Halt verloren haben.

Vielleicht sind sie einfach die Instagram-Version des Satzes, den du wahrscheinlich auch schon mal zu deinem Partner abends auf dem Sofa vor dem Fernseher gesagt hast.

„Schatz, such du einfach was aus.“


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